Herzinsuffizienz – Warum kardiologische Nachsorge den Unterschied macht

Ein aktuelles Editorial im European Heart Journal bringt es auf den Punkt: Für Herzschwäche/Herzinsuffizienz (HF) gibt es hochwirksame, wissenschaftlich gut belegte Therapien – doch sie werden in der Praxis noch zu selten und zu spät eingesetzt. Das Ergebnis: Viele Patientinnen und Patienten profitieren nicht in dem Maß, das möglich wäre. Entscheidend ist daher die Umsetzung im Alltag, insbesondere eine fachkardiologische Nachsorge mit klaren Behandlungszielen.  

Was sagt das aktuelle Editorial? 

Ein aktuelles Editorial im European Heart Journal bringt es auf den Punkt: Für Herzschwäche/Herzinsuffizienz (HF) gibt es hochwirksame, wissenschaftlich gut belegte Therapien – doch sie werden in der Praxis noch zu selten und zu spät eingesetzt. Das Ergebnis: Viele Patientinnen und Patienten profitieren nicht in dem Maß, das möglich wäre. Entscheidend ist daher die Umsetzung im Alltag, insbesondere eine fachkardiologische Nachsorge mit klaren Behandlungszielen.  

Vier Grundpfeiler – früh und parallel starten 

Die Leitlinien empfehlen bei Herzschwäche mit reduzierter Auswurfsfraktion (HFrEF) vier „Grundpfeiler“ der Therapie (ACE-Hemmer/ARB/ARNI, Betablocker, MRA, SGLT2-Inhibitor) möglichst früh und parallel zu beginnen. Die Vorteile setzen laut Studien innerhalb weniger Wochen ein und die Startphase ist – bei stabilen Verhältnissen – sogar schon im Krankenhaus gut machbar. Zudem gilt: Lieber mehrere wirksame Medikamente in moderater Dosis als wenige in hoher Dosis; zu spätes Beginnen führt nicht selten dazu, dass man gar nicht mehr beginnt. Das STRONG-HF-Konzept zeigt, dass eine zügige Einleitung und Aufdosierung unter dichter Kontrolle Rehospitalisierungen reduzieren kann.  

Warum ist die Nachsorge so wichtig? 

Das Editorial bezieht sich auf eine große französische Kohortenanalyse: Rund 40 % der Menschen mit Herzinsuffizienz hatten kein kardiologisches Follow-up innerhalb eines Jahres. Schon ein fachkardiologischer Termin im Jahr war mit einer absoluten Sterblichkeitsreduktion von etwa 6–9 % assoziiert – und zwar über verschiedene Risikogruppen hinweg (z. B. unabhängig davon, ob kürzlich eine Krankenhausbehandlung nötig war oder Schleifendiuretika eingenommen werden). Nachsorge geht also mit mehr leitliniengerechter Medikation und besseren Ergebnissen einher – auch bei scheinbar „stabilen“ Patientinnen und Patienten.  

Krankenhausaufnahmen: richtig interpretieren 

Interessant: Die kardiologische Nachsorge reduzierte nicht zwingend die Zahl der Krankenhausaufenthalte, welche durch Herzschwäche bedingt sind. Das kann bedeuten, dass vorausschauende, rechtzeitige Aufnahmen helfen, die Therapie zu optimieren und schwerere Verläufe zu vermeiden – mit dem Effekt einer geringeren Sterblichkeit.  

Grenzen und Einordnung 

Die genannten Daten sind beobachtend und beweisen keine Kausalität; Verzerrungen sind möglich. Dennoch sind die Signale robust und fügen sich in weitere Untersuchungen ein. Wichtige Missverständnisse räumt das Editorial ebenfalls aus: Viele Betroffene erfüllen die Kriterien für die etablierten Medikamente, Nebenwirkungen sind oft beherrschbar, und es gibt kostengünstige Generika. Insgesamt gelten die vier Grundpfeiler als kosteneffektiv. Damit rückt nicht „Ob“, sondern „Wie setzen wir es konsequent um?“ in den Mittelpunkt.  

Praktische Konsequenzen 

Strukturierte Nachsorge mit klaren Verantwortlichkeiten, Herzschwäche (HF)-Schwestern/HF-Teams, engmaschige Kontrollen nach Entlassung, dokumentierte Qualitätsindikatoren/-register sowie pragmatische Strategien, um Untertherapie aufzudecken (z. B. gezieltes Screening), sind zentrale Bausteine einer besseren Versorgung.  

Fazit für den Praxisalltag 

Herzinsuffizienz ist ernst – aber gut behandelbar. Wer frühzeitig alle vier Grundpfeiler erhält und regelmäßig fachkardiologisch begleitet wird, hat messbar bessere Chancen. Nachsorge bedeutet nicht „mehr Termine um der Termine willen“, sondern medikamentöse Optimierung, Sicherheit und vorausschauendes Handeln. So lässt sich das Potenzial moderner Herzinsuffizienz-Therapie im Alltag wirklich ausschöpfen.  

Quellen

European Heart Journal 
Lund LH. Heart failure: the need for cardiologist-guided follow-up to improve outcomes. Eur Heart J. 2025 Aug 14;46(31):3066-3068. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf229. PMID: 40382684. 
https://academic.oup.com/eurheartj/article/46/31/3050/8126812 

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