Eine aktuelle, landesweite Analyse aus Frankreich mit ca. 656.000 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz hat untersucht, wie sich kardiologische Nachsorge auf den Verlauf auswirkt. Das Ein-Jahres-Sterberisiko lag insgesamt bei 15,9 %, variierte aber je nach Krankheitsschwere deutlich: von 8,0 % in der niedrigsten bis 25,0 % in der höchsten Risikogruppe. Erstaunlich: Rund 40 % der Herzinsuffizienz-Betroffenen hatten innerhalb eines Jahres keinen Termin beim Kardiologen.
Für die Risikoeinschätzung reichten zwei leicht verfügbare Informationen: Gab es in letzter Zeit eine Krankenhausaufnahme wegen Herzschwäche? Und: Werden Schleifendiuretika (z. B. Furosemid) eingenommen? Daraus ergaben sich vier Gruppen mit gut unterscheidbarer Prognose. Diese pragmatische Einteilung sagte sowohl erneute Krankenhausaufnahmen als auch das Sterberisiko zuverlässig voraus – ganz ohne komplexe Zusatztests.
Schon ein einziger Kardiologie-Termin im Vorjahr war – im Vergleich zu keinem Termin – mit einer absoluten Risikoreduktion der Ein-Jahres-Sterblichkeit um 6–9 % verknüpft. Anders gesagt: 11–16 Patientinnen/Patienten bräuchten einen zusätzlichen Termin, um einen modellierten Todesfall innerhalb eines Jahres zu vermeiden (Number Needed to Consult). Bei höherer Krankheitsschwere zeigte sich ein noch größerer Nutzen mehrerer Termine. Modellierungen deuten auf eine sinnvolle Staffelung hin: 1 Termin/Jahr bei niedrigem Risiko, 2–3 Termine bei mittlerem und 4 Termine bei hohem Risiko.
Regelmäßige Kontakte ermöglichen die Optimierung der Herzinsuffizienz-Medikamente, Laborkontrollen (z. B. Nierenwerte, Natriuretische Peptide) und das frühe Erkennen von Warnzeichen. In der Studie war eine intensivere Nachsorge zudem mit einer höheren Leitlinien-Medikamentenquote verknüpft – ein möglicher Erklärungsansatz für die besseren Ergebnisse.
Die Daten stammen aus einer Beobachtungsstudie. Das bedeutet: Es wurde ein Zusammenhang zwischen Nachsorge und besserem Verlauf gezeigt, keine kausale Wirkung bewiesen. Dennoch blieben die Ergebnisse auch nach statistischen Anpassungen für Alter, Begleiterkrankungen und Therapien stabil; zusätzlich verbesserte die einfache Risikoeinteilung die Vorhersagequalität der Modelle spürbar. Das macht die Hinweise alltagsrelevant – insbesondere für die Planung einer risikoadaptierten Nachsorge.
Auffällig war, dass sehr alte Menschen (≥ 90 Jahre) und Frauen etwas seltener beim Kardiologen vorstellig wurden – obwohl sie genauso von einer strukturierten Betreuung profitieren könnten. Die Studie mahnt daher, Zugangsbarrieren im Blick zu behalten und Nachsorge individuell zu planen.
Die Botschaft ist ermutigend und klar: Regelmäßige, an das persönliche Risiko angepasste kardiologische Kontrollen sind ein entscheidender Baustein einer guten Herzinsuffizienz-Versorgung. Eine einfache, nachvollziehbare Einteilung nach jüngster Hospitalisierung und Diuretika-Einnahme hilft, sinnvolle Terminintervalle festzulegen – und kann laut Modellrechnungen vermeidbare Sterbefälle reduzieren.
Quellen
European Heart Journal
Baudry G, Pereira O, Roubille F, Villaceque M, Damy T, Duarte K, Tangre P, Girerd N. Cardiologist follow-up and improved outcomes of heart failure: a French nationwide cohort. Eur Heart J. 2025 Aug 14;46(31):3050-3065. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf218. PMID: 40382685; PMCID: PMC12349951.
https://academic.oup.com/eurheartj/article/46/31/3050/8126812
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