Brustenge („Angina pectoris“) entsteht meist durch Engstellen in den Herzkranzgefäßen – die sogenannte koronare Herzkrankheit (KHK). Diese Verengungen reduzieren die Durchblutung des Herzmuskels, besonders bei Belastung. Wichtig zu wissen: Nicht jede Engstelle ist automatisch gefährlich, und nicht jede muss sofort mit einem Stent behandelt werden. Ziel ist es, Beschwerden zu lindern und gleichzeitig das Risiko für Herzinfarkt und andere Komplikationen zu senken – mit der passenden Therapie für Ihre Situation.
Die Basis jeder KHK-Behandlung sind Bewegung, Rauchstopp, Blutdruck-, Zucker- und Cholesterinkontrolle sowie eine individuell abgestimmte medikamentöse Therapie. Häufig lassen sich Angina-Beschwerden dadurch deutlich bessern. Gleichzeitig sinkt das Langzeitrisiko. Dieser konservative Ansatz ist nicht „weniger“, sondern häufig der sinnvollste erste Schritt.
Eine Katheterbehandlung (PCI) kommt vor allem dann in Betracht, wenn trotz optimaler Medikamente belastende Beschwerden bestehen oder wenn bestimmte relevante Engstellen vorliegen. Der Stent kann die Lebensqualität spürbar verbessern, ist aber keine „Standardlösung auf Verdacht“. Entscheidend ist, wo und wie stark die Durchblutung tatsächlich eingeschränkt ist – und ob dadurch Symptome entstehen.
Mit feinen Messdrähten prüft man direkt im Gefäß, ob eine Engstelle die Durchblutung wirklich begrenzt. Zeigt sich dabei eine relevante Einschränkung, profitieren Patientinnen und Patienten oft deutlich von einer gezielten Stentimplantation. Bleibt die Messung unauffällig, kann häufig weiterhin konservativ behandelt werden – sicher und wirksam.
Intrakoronare Bildgebungen wie IVUS (Ultraschall) und OCT (optische Kohärenztomografie) zeigen die Gefäßwand „von innen“. So lässt sich ein Stent präzise platzieren und überdehnen vermeiden. Das erhöht die Sicherheit des Eingriffs und verbessert die Langzeitergebnisse.
Aktuelle Studien untersuchen sogenannte „vulnerable Plaques“ – Ablagerungen, die instabil werden können. Ziel ist es, Risikoplaques früh zu erkennen und noch gezielter zu behandeln. Das ist vielversprechend, ersetzt aber nicht die bewährte, individuelle Entscheidungsfindung im Alltag: Sorgfältige Diagnostik, klare Indikation und eine Therapie, die zu den Beschwerden und Risiken passt.
Nicht jede Gefäßverengung braucht sofort einen Stent – oft lassen sich Angina-Beschwerden zunächst mit Bewegung, Risikofaktor-Management und gut eingestellten Medikamenten wirksam behandeln. Eine PCI ist vor allem dann sinnvoll, wenn trotz optimaler Therapie belastende Symptome bestehen oder eine eindeutig relevante Engstelle vorliegt. Moderne Verfahren wie FFR/iFR sowie IVUS/OCT helfen, nur dort zu behandeln, wo es wirklich nützt, und erhöhen die Sicherheit. Entscheidungen sollten individuell getroffen werden.
Zu diesem Thema bin ich einer der drei Autoren eines Beitrags im Deutschen Ärzteblatt (Ausgabe 16/2025) und habe die Inhalte auf dem DGIM-Kongress (2025) vorgestellt. Mein Anspruch ist es, aktuelle Evidenz verständlich zu erklären und gemeinsam mit Ihnen eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Quellen
Deutsches Ärzteblatt Ausgabe 16/2025
https://www.aerzteblatt.de/archiv/chronisches-koronarsyndrom-mit-angina-pectoris-wem-nuetzt-die-koronarintervention-e5c6c8b5-a3d1-4b2d-9b70-f67ad29de4e6
2024 ESC Guidelines for the management of chronic coronary syndromes: Developed by the task force for the management of chronic coronary syndromes of the European Society of Cardiology (ESC) Endorsed by the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS)
https://academic.oup.com/eurheartj/article/45/36/3415/7743115?login=true
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